1. Runder Tisch zur Bewässerung der Stadtbäume – eine gemeinsame Strategie muss her!

Auftakt-Treffen 09.07.2020

17.08.20, Jule Hanske / Vorstand Mehrwertvoll e.V.

Der August ist erneut unerträglich heiß und immer wieder rufen Medien und engagierte Politiker*innen zum Bewässern der Stadtbäume auf, da diese unter Trockenstress leiden.
Viele Berliner*innen lieben Bäume, wollen mithelfen und sich um ihren Lebensraum kümmern. Nicht immer jedoch läuft das reibungslos, denn es gibt verschiedene Stimmen dazu, ob diese Unterstützung gebraucht wird oder nicht und nicht allen Bürger*innen ist bekannt, wie man richtig bewässert.

Auf lange Sicht ist es wichtig, den Berliner Baumbestand mit Arten umzugestalten, die langanhaltende Hitze und Trockenheit überleben können. Um bis dahin jedoch Schäden aufgrund von fehlerhaftem Halbwissen zur Baumpflege und -bewässerung vorzubeugen und unserem Stadtgrün wirklich zu helfen, braucht es einen Austausch zwischen den verschiedenen Akteur*innen, Wissen, Transparenz und im besten Fall ein gemeinsames Vorgehen. Um das zu erreichen, kamen am 09.07.2020 in der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Vertreter*innen der Politik, der Senatsverwaltung UVK, des BUND Berlin, des CityLABs (Gieß den Kiez), von Mehrwertvoll e.V. (Lieblingsbaum Initiative), des Pflanzenschutzamtes, der Straßen- und Grünflächenämter und einer Bürger*innen-Klima-AG zusammen.

Es besteht bei allen Akteur*innen Einigkeit darüber, dass das Wässern grundsätzlich Aufgabe der Straßen- und Grünflächenämter ist und bürgerschaftliches Engagement dieses nicht ersetzen kann und soll. Die Baumbewässerung durch Bürger*innen ist nur in “Notsituationen” eine wichtige Unterstützung. Noch ist jedoch unklar, was genau eine “Notsituation” ist. Befinden wir uns aktuell in einer Notsituation? Wer definiert und entscheidet das nach welchen Kriterien?
Obwohl die Bewässerung in der Verantwortung der Straßen- und Grünflächenämter liegt, haben auch einige von ihnen in den letzten Monaten die Bürger*innen um Mithilfe gebeten. Hier braucht es also ebefalls intern Einigkeit darüber, wann Bürger*innen zur Bewässerung aufgerufen werden sollten. Dass man bei einem solchen Aufruf den Versicherungsschutz nicht außer Acht lassen darf, erschwert die Situation zusätzlich.
Es ist kompliziert, wie bei vielen anderen Themen auch. Aber wieviel Zeit haben wir, darüber zu fachsimpeln, während es zunehmend heißer wird und Menschen, Tiere und Vegetation unübersehbar leiden?

Ein wichtiger Schritt war es, dass im Doppelhaushalt 2020/2021 mehr finanzielle Mittel für die Baumpflege und -pflanzung, einschließlich der Bewässerung, bereitgestellt wurden. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass die Bewässerung von der Verwaltung zukünftig besser umgesetzt werden kann. Das fachliche Wissen zur Baumbewässerung, welches an diesem Runden Tisch besprochen wurde, sollte jedoch unbedingt mit den Bürger*innen geteilt werden, damit sie in Notsituationen vorbereitet sind und sinnvoll helfen können. Und das am besten mehrsprachig und leicht verständlich.

Bewässern klingt so einfach, jedoch gibt es dabei einge Dinge zu beachten. Wird zum Beispiel zu häufig mit kleinen Wassermengen gegossen, bilden sich die Wurzeln eines Baumes oberflächlich aus und wachsen nicht in die Tiefe. Das sollten sie aber, um sich später selbstständig mit Wasser zu versorgen. Wird dagegen zu viel gegossen, leiden die Wurzeln in der nassen Erde an Sauerstoffmangel und sterben. Und auch die Verwendung von Trinkwasser sollte auf das Nötigste beschränkt werden, denn es ist eine kostbare Ressource. Es braucht einen guten Leitfaden, nach dem sich Bürger*innen richten können.

Seit 2018 gibt es die Bodenfeuchteampel des Pflanzenschutzamtes, welche den Straßen- und Grünflächenämtern dazu dienen soll, zu entscheiden, ob und wann Bewässerungen sinnvoll und notwendig sind. Die Initiative „Gieß den Kiez“ hat darüber hinaus angeboten, zukünftig auch Bewässerungsrouten der Bezirksämter einzubeziehen und die Empfehlungen zur Bewässerung von Bäumen auf der Internetseite von „Gieß den Kiez“ kurzfristig zu veröffentlichen. Die Lieblingsbaum-Initiative hat begonnen, Wissen der verschiedenen Expert*innen einzuholen und leicht verständlich für die Bürger*innen zur Verfügung zu stellen. Dabei werden Umweltorganisationen, wie z. B. der BUND Berlin, genauso einbezogen, wie die Grünflächenämter oder die Senatsverwaltung.
Wir sind auf einem guten Weg, aber wir sollten schnell jegliches Wissen gut miteinander verknüpfen und klären, wann wir uns in einer Notsituation befinden, wann Hilfe der Bürger*innen gebraucht wird und wer dazu aufruft, ohne ein Haftungsproblem zu haben, wenn nach dem Aufruf etwas passieren sollte.

Um darüber weiter im Austausch zu bleiben, wird sich dieser Runde Tisch weiterhin treffen und versuchen, gemeinsam und zügig einen guten Weg zu finden, um unsere Stadtbäume und unser Stadtgrün zu erhalten.